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Hintergrund
Bevor Sie eine Schadstoffuntersuchung in Auftrag geben, sollten Sie sich von einer unabhängigen Stelle beraten lassen. Untersuchungen zu Schadstoffen in Innenräumen sind zum Teil mit erheblichen Kosten verbunden. Messungen professioneller Institute sind nur dann sinnvoll, wenn vorher Aktivitäten unternommen worden sind, die die vorliegende Problemsituation genau beschreiben und eingrenzen. Ebenso ist es nötig zu planen, was mit den ermittelten Ergebnissen einer Schadstoffuntersuchung im Anschluss geschehen soll und welches Vorgehen Abhilfe schaffen kann.
Häufig wird zuviel von Schadstoffanalysen erwartet. Eine Messung allein bietet in den wenigsten Fällen ein tatsächlich unumstößliches Ergebnis. Auch bei der Auswahl der Institute und Labore sollten Sie genau hinschauen. Bei gesundheitlichen Beschwerden sollte in jedem Fall zunächst einmal Kontakt mit einem (Umwelt)Mediziner aufgenommen werden, um zu klären, ob nicht ganz andere Gründe für die Beschwerden vorliegen.
Rat und Tat
Sie sollten so genau wie möglich beobachten, wie sich die Probleme durch die vermuteten Schadstoffe darstellen: Wann tauchen die Symptome auf, wie äußern sie sich, ist es in allen Zimmern gleich, wie ist es im Urlaub, am Arbeitsplatz? Verändern sich Beschwerden wenn Sie sich längere Zeit nicht in den entsprechenden Räumen aufhalten (während der Arbeitszeit z.B.).
Probieren Sie verschiedene Varianten aus: wenn möglich entfernen Sie Einrichtungsgegenstände, die das Problem verursachen könnten, meiden Sie Räume für eine gewisse Zeit. Beobachten Sie, was oder ob sich etwas an Ihren Beschwerden verändert.
Führen Sie eine Art Beschwerdetagebuch, in das Sie alle Beobachtungen mit Zeit und Ortseingabe eintragen: Welche gesundheitlichen Probleme tauchen wann wo auf, bei einzelnen oder allen Bewohnern, welche Gerüche werden festgestellt. Was hat sich an der Wohnumgebung verändert, was hat sich in Ihrer sonstigen Umgebung (Arbeitsplatz u.ä.) verändert ... Es gilt das Problem quasi einzukreisen. Je genauer ein Betroffener seine Beschwerden/ die Problemlage darstellen kann, um so gezielter kann ein Institut Messungen vornehmen, um so wahrscheinlicher ist es, dass die Ursache für die Beschwerden gefunden und die Schadstoffquelle beseitigt werden kann.
Selbstanzeigende Messgeräte
Einfache, selbstanzeigende Messgeräte (etwa zum Schadstoff Formaldehyd), die z.B. in Apotheken zu kaufen sind, können als erste Verdachtserhärtung hilfreich sein. Sie sind, was die Genauigkeit betrifft, aber nicht mit Laboruntersuchungen zu vergleichen.
Qualifizierte Messungen durch Institute und Labore
Zu einer qualifizierten Schadstoffuntersuchung gehören neben der reinen Messung immer auch Vor- und Nachbereitungen: Zunächst gilt es die Schadstoffquelle einzugrenzen, denn kein Gerät oder Verfahren kann auf alles testen.
Folgend Schritte sollten nacheinander vorgenommen werden:
Anamnese Hierbei müssen so genau wie möglich die Lebensgewohnheiten, die Situation am Arbeitsplatz, die Wohngegebenheiten und Gesundheitsprobleme erfragt und dokumentiert werden.
Begutachtung Aufbauend auf diesen ersten erfassten Daten müssen bei einem Termin vor Ort die möglichen Schadstoffquellen genau aufgenommen werden und aufgrund der festgestellten Gegebenheiten muss entschieden werden, was und wie gemessen werden soll.
Auswertung/ Bewertung/ Empfehlungen
Nach der Untersuchung folgt die Auswertung der gewonnen Ergebnisse mit anschießender Bewertung und Aussagen zum sinnvollen weiteren Vorgehen.
Auswahl des Messinstituts
Schadstoffuntersuchungen in Innenräumen sollten von erfahrenen Institutionen vorgenommen werden.
Achten Sie darauf, dass die entsprechende Einrichtung nach anerkannten Regeln und Normen arbeitet, über entsprechendes Fachpersonal zur Durchführung verfügt und Sie genau über die Kosten (Anfahrt, Analyse, Auswertung usw.) informiert. Neben den reinen Messergebnissen sollten Ihnen auch eine Bewertung und Vorschläge zum weiteren Vorgehen geliefert werden.
Nehmen Sie Kontakt mit mehreren Einrichtungen auf und vergleichen Sie die Angebote.
Ansprechpartner
Schadstoffuntersuchungen werden z.T. von öffentlichen Einrichtungen - chemische Untersuchungsämter, Gesundheits- und Umweltämter - vorgenommen. In jedem Fall sind sie Ansprechpartner für Fragen rund um das Thema und können private Labore und Institute, die Analysen durchführen, nennen.
Verband Deutscher Baubiologen
Kostenlose telefonische Beratung www.baubiologie.net/Beratungstelefon
Umweltmediziner
Wenn Sie glauben, dass ihre gesundheitlichen Beschwerden durch schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst werden könnten, kann der Kontakt zu einem umweltmedizinisch qualifizierten Arzt hilfreich sein. Adressen entsprechender Ärzte in Ihrer Region erfahren Sie von Ihrem Hausarzt oder im Internet-Angebot "Arztsuche" der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe www.kvwl.de "Zusatzbezeichnung" Umweltmedizin. Diese Ärzte sind auch berechtigt zu veranlassen, dass das so genannte Umweltmobil, zwecks Schadstoffuntersuchungen in ihrer Wohnumgebung tätig wird.
Die Kosten hierfür werden leider nicht mehr von den Krankenkassen übernommen.
Umweltberatungsstellen
Zu den Themen Schadstoffuntersuchungen/ Schadstoffe in Innenräumen bieten auch Umweltberatungsstellen Informationen und Beratung:
Linkliste
Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe
Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute
REACH Informationsportal
KATALYSE e.V. - Institut für angewandte Umweltforschung
Umweltbundesamt
Verband der Baubiologen
Allgemeine Informationen zu Innenraumschadstoffen
Literatur
Zwiener, G./ Lange, F-M. (2011). Gebäude-Schadstoffe und Gesunde Innenraumluft. Berlin. Erich Schmidt Verlag.
Schmitz-Günther, T. (2007). Wenn Wohnen krank macht. Schadstoffe erkennen, beseitigen, vermeiden. München: Südwest Verlag
Zwiener, G./ Mötzl H. (2006). Ökologisches Baustofflexikon. Bauprodukte. Chemikalien. Schadstoffe. Ökologie. Innenraum. Heidelberg. C.F.Müller Verlag.
Umweltbundesamt (Hrsg.)(2005). Gesünder wohnen, aber wie. Praktische Tipps für den Alltag.www.apug.de/Broschuere_wohnen.pdf
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Bildnachweis
Gefahrensymbol Reizend © Gerd Altmann / PIXELIO
Im Messlabor: © H.-G. Oed / Bundesumweltministerium