Umwelt und Nachhaltigkeit

Freiraumschutz/ Flächenverbrauch

Hintergrund

Jeden Tag werden in Deutschland rund 75 Hektar neue Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen.

Der ungeheure Anstieg des Flächenverbrauchs pro Person und die Zerschneidung von Naturräumen haben beängstigende Folgen für viele Tier- und Pflanzenarten.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Raumordnung der Erhalt und Schutz des Freiraums als verbindliches Ziel der Planung zukünftiger Entwicklung immer wieder definiert. Aber so klar die Erkenntnis ist, dass die derzeitige Entwicklung beim Flächenverbrauch nicht zukunftsfähig ist, so unklar ist, wie es weitergehen soll.

Leider ist das Thema in der Öffentlichkeit nicht präsent. Die Grenzen des Flächenverbrauchs werden bisher vorwiegend in Fachkreisen diskutiert.

Amtliche und ehrenamtliche Naturschützer verteidigen Ansprüche immer mit dem Rücken zur Wand. Scheibchenweise werden die Wünsche der unterschiedlichen Interessenten an Flächen in die Entwicklungspläne eingearbeitet. Die Ziele der Bodenschutzgesetze gleichen frommen Wunschlisten. Dass Naturschutzverbände durch ihre Einwände Flächen schützen können, ist die sprichwörtliche Ausnahme der Regel.

Bildnachweis

Stadtrand-Landschaft: Margarete Rühl

Rat und Tat

Mit den Ressourcen haushalten

  • Gebietsentwicklungspläne und die Flächennutzungspläne müssen sparsam mit den knappen Flächen haushalten
  • Der Zersiedlung der Städte und Gemeinden kann entgegen gewirkt werden, in dem vorhandener Flächen effizient genutzt werden und alte Gewerbeflächen wiedergenutzt werden.
  • Bedarfsprüfungen und nachvollziehbare Ermittlungsmethoden müssen für die Gebietsentwicklungspläne festgelegt werden.
  • Förderung interkommunaler (gemeinsame Gewerbeflächen mehrerer Kommunen), flächensparender Gewerbegebiete,
  • Keine neue Ausweisung von Baugebieten, stattdessen alte Bausubstanz nutzen
  • Umsetzung intelligenter (Raum)Sparlösungen bei städtebaulichen Wettbewerben
  • Boden-Versiegelung auf privaten Flächen minimieren,
  • Flächensparsames Bauen fordern und fördern, das heißt bewusster Umgang mit den eigenen Bedürfnissen beim Entwickeln von Lösungen im und um das Haus
  • Wohnflächen-Tausch zwischen den Generationen fördern
  • Experimente mit neuen, flächensparenden Wohnformen wagen, besonders zur effektiven Nutzung von Gemeinschaftsflächen

Der Umweltrat empfiehlt

einen Mix aus ökonomischen Instrumenten (handelbaren Flächenausweisungsrechten) und planungsrechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten (Raumordnung und Bauleitplanung). Steuerliche Vergünstigungen, die eine starke Flächeninanspruchnahme unterstützen müssen abgebaut werden.

Das Flächenrecycling würde durch diesen Instrumentenmix ökonomisch attraktiver.

Darüber hinaus kann damit eine verbesserte Finanzierung der Altlastensanierung gefördert werden. Der Umweltrat schlägt hierfür unter anderem eine Neuversiegelungsabgabe vor, deren Erträge auch für die Altlastensanierung verwendet werden können.

 

Modellversuch "Planspiel Flächenhandel"

"Der Modellversuch prüft realitätsnah, ob handelbare Flächenzertifikate ein Instrument sein können, um den Städten und Gemeinden dabei zu helfen, den Flächenneuverbrauch zu vermindern und die Innenentwicklung zu verbessern. Dabei sollen alle Instrumente des Flächenmanagements in ihrer Wirkungsweise behandelt werden.

Entscheidend für den Projekterfolg ist die Mitwirkung engagierter Modellkommunen. Für die Projektphase ab 2014 werden noch Kommunen als Teilnehmer gesucht." 

www.flaechenhandel.de

Jung kauft alt

Nicht nur mit der Ausweisung neuer Baugebiete können Kommunen Neubürger gewinnen, bzw. junge Familien in ihren Reihen halten.

Jung kauft alt, heißt ein vom Rat der Gemeinde Hiddenhausen 2007 beschlossenes Förderungsprogramm, das inzwischen vielfach kopiert wird.

Beim Erwerb einer eigenen, mindestens 25 Jahre alten Immobilie erhalten junge Familien finanzielle Unterstützung. Der maximale Förderungsbetrag beläuft sich auf 9.000 Euro; verteilt auf 6 Jahre.

Um vor teuren Überraschungen geschützt zu sein, wird auch die Erstellung eines Altbaugutachtens mit maximal 1500 Euro gefördert.

Flächen schützen - der neue Landesentwicklungsplan NRW

Zehn Hektar werden jeden Tag in Nordrhein-Westfalen neu bebaut, mit Straßen, Häusern, Supermärkten oder Fabrikhallen.
In dem Landesentwicklungsplan (LEP) sollte ein neues Ziel festgelegt werden: Lediglich fünf Hektar sollten demnach nur noch pro Tag in NRW versiegelt werden, langfristig noch weniger. Außerdem sollen erst Flächen berücksichtigt werden, die schon einmal bebaut waren, ehe neue Flächen geopfert werden.
Diese Ziele werden sehr kontrovers diskutiert, gerade auch in OWL (Stand 2018)

 

Den aktuellen Landesantwicklungsplan finden Sie unter  www.nrw.de (Stand Juni 2020).

Weiterführende Infos

Planspiel: Fläche nutzen statt verbrauchen

" Das Planspiel soll einen Beitrag leisten, junge Menschen für das Thema Flächenverbrauch zu sensibilisieren und kommunalpolitische Entscheidungsprozesse nachvollziehbar und spannend zu machen.

Die Idee des Spiels: Schülerinnen und Schüler konstituieren sich als Rat einer Kommune. Sie bilden Fraktionen, setzen Ausschüsse ein und simulieren als handlungsfähiges Kommunalparlament einen Ratsbeschluss. Als Ratsantrag werden verschiedene Spielszenarien (Elektronikmarkt auf der Grünen Wiese; Baugebiete für familiengerechtes Wohnen; Interkommunales Gewerbegebiet) vorgeschlagen. Diese diskutieren die Schülerinnen und Schüler unter flächenrelevanten und finanzpolitischen Aspekten und stimmen abschließend in einem Ratsbeschluss darüber ab."

Quelle und weitere Informationen www.lag21.de/planspiel-flaeche-nutzen-statt-verbrauchen

 

Landschaft im Wandel

Die von der GNU, Gemeinschaft für Natur und Umweltschutz, zusammengestellten Materialien sind für den Unterricht in der Oberstufe in Geschichte, Erdkunde oder Sozialwissenschaften gedacht, wenn z.B. die Industrialisierung und ihre Folgen für die Entwicklung der Besiedlung und des Verkehrs, das Bevölkerungswachstum mit seinen Auswirkungen oder das Verhältnis der Menschen zu ihrer natürlichen Umwelt thematisiert werden.

Grundlage waren die Materialien, die im Zusammenhang mit der Ausstellung "Landschaft im Wandel" erstellt worden sind. Ursachen und Problematik des Freiflächenverbrauchs sowie Maßnahmen zu seiner Eindämmung werden darin aufgezeigt.

Kontakt: gnu-gt.de

  • Fuhrhop, D.(2015). Verbietet das Bauen! Eine Streitschrift. München. Oekom-Verlag.
  • Apel, D. (2012). Landschaft und Landnutzung. Vom richtigen Umgang mit begrenzten Flächen. München. Oekom Verlag
  • Umweltbundesamt (2012). Globale Landflächen und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen. Als kostenloser Download unter www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (2011). Nachhaltiges Flächenmanagement - Ein Handbuch für die Praxis. Kostenlos zu bestellen und als Download unter www.difu.de/publikationen
  • Umweltbundesamt (2011). Sanierungspläne im Flächenrecycling - Ein Instrument für die Bauleitplanung. Zu bestellen und als Download unter www.uba.de/info-medien
  • Umweltministerium NRW (2008). Freie Flächen schützen statt verbrauchen. 
    www.umwelt.nrw.de/flaeche
  • Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh mit Bundesbehörde für Raumordung (BBR)
    GNU - Modellregion OWL. Ideen für die Zukunft

    www.gnu-gt.de
  • Rat für Nachhaltige Entwicklung (2004). Mehr Wert für die Fläche: Das "Ziel-30ha" für die Nachhaltigkeit in Stadt und Land
    www.nachhaltigkeitsrat.de

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